Saatkrähen in Liestal

Die Saatkrähe ist an dem hellen Schnabelansatz erkennbar. Die Rabenkrähe besitzt einen befiederten Schnabelansatz.

In der Schweiz  nehmen die Saatkrähen seit ihrem Auftauchen in den 60er Jahren kontinuierlich zu. Waren anfangs nur wenige Brutpaare in der Schweiz bekannt, ist heute das gesamte Mittelland zwischen Zürich und Genf besiedelt. Sie brüten in Kolonien auf Bäumen. Heute bewohnen sie fast ausschliesslich das Siedlungsgebiet. Auch in Liestal gibt es mehrere Kolonien mit bis zu 80 Vögeln. So kommt es gelegentlich zu Konflikten mit Anwohnern wegen Dreck und Lärm.

Uns ist es ein Anliegen, dass die Bevölkerung sich Informieren kann. Deshalb stellen wir hier gesammeltes Wissen zur Verfügung.

Nester zerstören verboten

Aufgrund der starken Entwicklung ist die Saatkrähe nicht mehr auf der roten Liste und wurde zu der Liste der jagdbaren Arten hinzugefügt. Grundsätzlich ist die Saatkrähe also keine geschützte Art mehr. Allerdings dauert die Schonzeit von 16. Februar bis 31. Juli. Während dieser Zeit ist das Jagen der Vögel sowie das Antasten der Nester, Eier oder Jungvögel verboten. Zuwiderhandlungen können sogar mit Bussen geahndet werden! Wenn die Vögel im Februar wieder in ihre Kolonien zurückkehren ist es also bereits zu spät um zu reagieren.

Schlaue Rabenvögel

Die Saatkrähen gehören zu den Rabenvögeln und sind daher verwandt mit den Rabenkrähen, Kolkraben, Elstern und Eichelhähern. Sie können durch den hellen Schnabelansatz gut von den sonst sehr ähnlichen Rabenkrähen unterschieden werden. Auch sind die Saatkrähen Koloniebrüter, die Rabenkrähen hingegen brüten in Einzelnestern und verteidigen ihr Revier gegen Artgenossen. Kommen also viele Nester zusammen, handelt es sich um die Saatkrähe. Sie unterscheiden sich auch in der Lebensweise und Ernährung stark von den Rabenkrähen. Sie fressen hautpsächlich Samen und Keimlinge. Während der Brutzeit jagen sie Insekten aller Art und verschmähen auch Kleinsäuger wie Mäuse nicht. Nur selten kommt es vor, dass Saatkrähen Gelege von anderen Vögeln ausnehmen. Die Rabenkrähe hingegen ist ein ausgeprägter Allesfresser und kann sich auch darauf spezialisieren, Nester auszuräumen. Die Saatkrähen haben also nicht das Potential Singvögel im Siedlungsgebiet zu dezimieren. Auch aufgerissene Abfallsäcke gehen auf das Konto der Rabenkrähe.

Rabenvögel sind lernfähige Vögel und können so Nahrung sehr effizient nutzen. Dieser Umstand führt wohl dazu, dass sich die Saatkrähen, aber auch Elstern und die Rabenkrähen, in Siedlungen wohl fühlen. Offenbar entstehen im Windschatten der Zivilisation Strukturen welche genügend Brutmöglichkeiten und Nahrung für diese Tiere aufweisen.

Laute Kommunikation

In den Kolonien leben viele Vögel auf sehr engem Raum. Diese Lebensweise erfordert ein gewisses Mass an

Saatkrähenkolonie bei der Kantonalbank in Liestal

Kommunikation und Organisation. So sind die Saatkrähen äusserst Kommunikative Vögel. Sie besitzen ein grosses Repertoire an Rufen, welches sie auch fleissig anwenden. Vor allem während der Brutzeit sind die Kolonien dauernd bewohnt. In dieser anstrengenden Zeit sind auch die Lärmbelastung aus den Kolonien am grössten. Wenn das Weibchen brütet und endlich das Männchen erblickt, das mit Futter im Schnabel ankommt wird es bereits lautstark begrüsst. Es kommt aber auch zu Streitigkeiten.Wenn ein Vogel Nistmaterial aus einem fremden Nest klaut um sein eigenes zu reparieren, wenn Partner ausgespannt oder Eier in fremde Nester gelegt werden, kann der sowieso schon hohe Lärmpegel nochmal deutlich ansteigen. Die Aktivität in der Kolonie beginnt jeweils eine Stunde vor Tagesanbruch und endet erst eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit. Zwischenfälle in den Kolonien können allerdings auch nachts eine grosse Unruhe auslösen.

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Die Kolonie neben meinem Haus nervt! Was kann ich tun?

Die Saatkrähen sind lernfähige Vögel. Das macht es schwierig sie zu bekämpfen. Sie gewöhnen sich schnell an Störmanöver. Es kann auch kein Patentrezept erstellt werden, da jede Kolonie auf andere Methoden besser anspricht. In Versuchen in Bern wurden verschiedene Ansätze wissenschaftlich untersucht. Das Zudecken der Nester mit Plastikkegeln hat beispielsweise keine Wirkung gezeigt. Die Vögeln haben einfach daneben und teilweise auch auf den Kegeln neue Nester erstellt. Auch zerstörte Nester werden sehr schnell wieder neu gebaut. Es wurden künstliche Uhus, der natürliche Feind der Saatkrähen, in die Bäume gehängt. Vorbeigehende Passanten konnten an Seilen die Uhus bewegen. Diese Methode hat gewisse Erfolge verbucht, ob diese Methode kopiert werden kann bleibt allerdings fraglich. Die einzige wirksame Methode ist das Zurückschneiden der Bäume. Dabei werden die Bäume soweit zurückgeschnitten, dass keine geeigneten Astgabeln mehr vorkommen. Allerdings müssen die Bäume dann regelmässig geschnitten werden, da sie starke Ausschläge bilden.

Die kantonale Jagdverwaltung rät allerdings auch: Gewöhnen Sie sich an die Vögel! Sie gehören heute zum Siedlungsraum dazu und eine Bekämpfung ist beinahe aussichtslos.

Mehr Biodiversität im Siedlungsraum!

Die Saatkrähen sind Kulturfolger. Sie nutzen also menschliche Strukturen und profitieren direkt von den Menschen. Unserer Ansicht nach sollen solche Tierarten nicht aktiv bekämpft werden. Vielmehr würde hier eine generelle Stärkung der Biodiversität dazu führen, dass auch Gegenspieler der Saatkrähen gefördert würden. So können wohl Singvögel als Futterkonkurrenten der Saatkrähen dienen, Habbicht und Uhu als natürliche Feinde. Die Verluste bei der Artenvielfalt und die Situation im Siedlungsraum deuten allerdings momentan in eine ganz andere Richtung. Vor allem im Siedlungsraum sind auch Privatpersonen gefordert. Wir benötigen viel mehr einheimischen Sträucher, Bäume, unversiegelte Fläche und Blumenwiesen.

Infos der Vogelwarte Sempach

Merkblatt von SVS/Birdlife Schweiz